Transformation der Hochschule

In den nächsten Wochen stellen wir auf unserem Blog wechselseitig Inhalte der Workshops am Samstag, den 28. Januar 2017, im Rahmen des Symposiums Ökonomisierung der Wissenschaft und deren Referent*innen vor. Heute präsentieren wir euch ausführlich den Workshop „Transformation der Hochschule“ von Dr. Britta Leusing.

Kaum ein organisatorischer Korpus wird so häufig als Prototyp eines bestimmten Organisationsmodells besprochen wie die Universität (Hochschule). Dabei befindet sie sich aktuell in einem Transformationsprozess von einer spezifischen Organisation mit Professorinnen und Professoren in Fakultäten als absolut autonome und nicht steuerbare Einheiten hin zu einer normalen Organisation orientiert entlang einer bestimmten Identität / Kultur, die durch ein koordiniertes Managementhandeln verwirklicht wird. Das Handeln wiederum ist gekoppelt an Ziele und Maßnahmen; die Handlungsergebnisse werden gemessen, dokumentiert, verglichen und bewertet – die „vermessene Hochschule“.

Willkommen in der Welt der Managementpraktiken, die im Zuge der New-Public-Management-Bewegung und der damit erwarteten Effizienzsteigerung auch die Diskussionen über eine Neustrukturierung des öffentlichen Hochschulsektors maßgeblich prägen. Dazu gehören u.a. neue Mechanismen der Hochschulfinanzierung wie Globalhaushalte und leistungsorientierte Mittelvergaben sowie eine Diversifizierung der Finanzierungsbasis. Hochschulen versuchen eine staatliche Unterfinanzierung durch die Akquirierung von Drittmitteln aus staatlichen (z.B. DFG-Mittel) und suprastaatlichen (z.B. EU-Gelder) sowie aus privaten Quellen auszugleichen. Hochschulen gründen zusätzliche Organisationseinheiten wie An-Institute, Vereine und Tochtergesellschaften als eigene Unternehmen, über die Forschungsprojekte abgewickelt aber auch Gebühren für grundständige und weiterbildende Studienangebote verrechnet werden (z.B. Academic Franchising). Die Hochschule wird ein unternehmerischer Akteur.

Doch wie passt diese instrumentalisierte Ausrichtung zu den ideellen Zielen, für die Hochschulen seit jeher mit ihrem zivilgesellschaftlichen Auftrag in Lehre, Forschung und Weiterbildung stehen? Von ihnen wird gefordert, für aktuelle politische und zivilgesellschaftliche Probleme Lösungen zu finden: Für die Chancengleichheit soll der Hochschulzugang möglichst niedrigschwellig sein; Hochschulen kommt eine hohe Bedeutung bei der Integration von Asylsuchenden zu; die Friedens- und Konfliktforschung soll ausgebaut werden, die Soziologen die Politikberatung stärker prägen… Über allem steht die Freiheit von Forschung und Lehre, d.h. eine Unabhängigkeit von Dritten, insbesondere von der Wirtschaft – auch von wirtschaftlichen Zwängen?

In dem Workshop wird diskutiert, wie bzw. ob sich überhaupt die Hochschule als strategisch handelnder, unternehmerischer Akteur aufstellt, ohne ihre ideelle Ausrichtung aus den Augen zu verlieren. Nicht ohne einen Blick auf in der Vergangenheit bereits diskutierte Idealvorstellungen von Hochschulen zu werfen (z.B. Humboldt, Jaspers, Schelsky), wird die Frage gestellt, wie Hochschulen sich in ihrer aktuell vermeintlichen Dilemmaposition ideal / optimal verhalten (können).

Hier geht es zur Anmeldung zum Workshop

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