Gekaufte Wissenschaft?
In den nächsten Wochen stellen wir auf unserem Blog wechselseitig Inhalte der Workshops am Samstag, den 28. Januar 2017 im Rahmen des Symposiums Ökonomisierung der Wissenschaft und deren Referent*innen vor. Heute stellen wir euch den Workshop „Gekaufte Wissenschaft?“ von Christopher Bohlens vor.
Verbindungen zwischen Hochschulen und Unternehmen in Deutschland werden immer enger. 1,4 Milliarden Euro fließen aus der gewerblichen Wirtschaft jedes Jahr an deutsche Hochschulen – das entspricht einem Fünftel aller Drittmittel. Der Anteil der Drittmittel an den Gesamtmitteln der Hochschulen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich. Ist das automatisch schlecht?
Problematisch können Drittmittel auf drei Ebenen sein: Zum einen durch direkte Beeinflussung der Drittmittelgeber, etwa durch Eingriffe in die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Zum anderen ist auch indirekte Beeinflussung möglich, etwa wenn die finanzielle Abhängigkeit vom Drittmittelgeber die Forschung verändert („Schere im Kopf“). Schließlich kann sich die gesamte Ausrichtung der Forschung nach den Interessen der Drittmittelgeber ausrichten, da andere Mittel oft nicht verfügbar sind.
Hochschulen bieten zusammen mit privaten Unternehmen das Deutschlandstipendium an, davon wird es hälftig vom Unternehmen und vom Bund bezahlt. Stiftungsprofessuren sind durch einen privaten oder öffentlichen Drittmittelgeber teilweise oder komplett finanziert – zum Beispiel Unternehmen, Stiftungen, der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft oder auch die öffentlich finanzierte Deutsche Forschungsgemeinschaft. Durch die engere Bindung der Hochschule an den jeweiligen Stifter – und damit die Wirtschaft – können Wechselverhältnisse und Interessenkonflikte entstehen, die im Sinne von Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft kritisch gesehen werden.
Hochschulräte werden mit Personen aus der Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Lebens besetzt, welche Einflüsse innerhalb und außerhalb der Hochschule können diese haben? Wie ist die Besetzung dieses Gremiums festgelegt?
Wie sehen derzeitige Offenlegungspflichten von Verträgen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft aus, gibt es verpflichtende Sponsoringberichte für Hochschulen und eine Einbindung von Hochschulen in die Informationsfreiheitsgesetze? Kann eine direkte finanzielle Abhängigkeit von Wissenschaftlern zu Drittmittelgebern ausgeschlossen werden? Wie sollen Wissenschaftler ihr uneingeschränktes Recht auf Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in einem angemessenen Zeitraum haben?
Versuchen Unternehmen damit, Einfluss auf die Wissenschaft zu nehmen? Ist die Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr? Welche Auswirkungen hat das auf die Freiheit von Forschung und Lehre? Und wie kann man für mehr Transparenz in den Kooperationen sorgen?
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten wir uns in diesem Workshop.
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